Ihr wollt schon lange Menschen mit Behinderung einstellen, aber es bewirbt sich einfach niemand? Ein wichtiger Grund dafür kann sein, dass eure Stellenausschreibungen nicht inklusiv formuliert sind. In diesem Beitrag geben wir euch 9 Tipps für eine inklusive Stellenausschreibung mit auf den Weg!
Wie kann ich Diskriminierung in einer inklusiven Stellenausschreibung vermeiden?
Neben der Diskriminierung von behinderten Menschen gibt es noch weitere Diskriminierungsdimensionen, die ihr in eurer Stellenanzeige beachten solltet. Folgende Liste gibt euch einen guten Überblick:
- Alter
- Soziale Herkunft
- Sexuelle Orientierung
- Körperliche und geistige Fähigkeiten
- Nationalität & Ethnische herkunft
- Religion & Weltanschauung
- Geschlecht & geschlechtliche Identität
Ihr solltet also für eine inklusive Stellenausschreibung darauf achten, dass ihr potentielle Bewerber:innen in keiner der oben genannten Dimensionen diskriminiert.
Wie baut man eine inklusive Stellenausschreibung gut verständlich auf?
Für eine gute, inklusive Stellenausschreibung ist es wichtig, dass es eine eindeutige Gliderung gibt und die Inhalte der jeweiligen Punkte leicht zu begreifen sind. Vermeidet am besten eine komplizierte Sprache und haltet euch möglichst konkret und praxisnah in der Beschreibung der Stelle, damit sie für alle Menschen zugänglich ist. Eine inklusive Stellenausschreibung sollte folgende Gliederungspunkte mitbringen:
- Stellenangabe: Welche Stelle ist bei euch offen?
- Beschreibung des Arbeitgebers: Wer seid ihr und warum sollte man für euch arbeiten?
- Stellenbeschreibung: Was sind die einzelnen Tätigkeitsbereiche?
- Beschreibung des Arbeitsplatzes: Wo wird gearbeitet? Welche Barrieren gibt es?
- Anforderungen an die Person: Was sind die Grundanforderungen?
- Mehrwert der Stelle für die Person: Was macht euer Unternehmen besonders attraktiv?
- Unternehmenskultur: Wie arbeitet ihr zusammen? Was macht euch aus?
- Kontaktdaten der Ansprechperson für den Einstellungsprozess: Wen können Bewerber:innen ansprechen?
- Skizze über die nächsten Schritte: Wie läuft der Bewerbungsprozess im Detail ab?
Tipp 1: Stellenangabe in einer inklusiven Stellenausschreibung auf den Punkt bringen
Der erste Eindruck zählt! Wenn der Titel schon kompliziert und abschreckend klingt, habt ihr schon verloren. Bleibt also auch hier lieber bei einfacher Sprache, denn der Titel sollte besser keine Fragen aufwerfen, sondern schon so konkret und einfach formuliert sein, dass sich jede:r darunter etwas vorstellen kann. Im besten Fall wählt ihr einen wertschätzenden und bestärkenden Titel und fügt euren Unternehmensnamen mit ein. Das wirkt direkt persönlicher in der Ansprache und unterstützt bei der Verortung des Unternehmens, in Bezug auf den Standort.
Beispiel: Bürohilfe (w/m/d) bei deinem Unternehmen
Tipp 2: Beschreibung des Arbeitgebers möglich authentisch gestalten. Sinn, Zweck und Haltung deutlich machen.
Hier stellt ihr euch als Arbeitgeber vor: Wer seit ihr? Was macht ihr? Wie lange gibt es euch schon? Aber nicht nur diese Fragen sollten beantwortet werden, sondern ihr solltet auch eine klare Haltung vermitteln. Was ist der übergeordnete Sinn und Zweck eurer Existenz? Auch hier gilt: Klare und konkrete Formulierungen kommen besser an, als komplizierte Wortschöpfungen und Anglizismen. Wenn diese jedoch trotz allem notwendig erscheinen, sollten diese in einfacher Sprache kurz erläutert werden. Ebenfalls wichtig: Seid authentisch! Wenn das Bild, dass ihr von eurem Unternehmen zeichnet, noch eher ein Zukunftsbild ist, kommuniziert dies. Verkauft nicht eure Vision, sondern den Jetzt-Zustand und seid auch offen, wenn ihr z.B. in Sachen Inklusion noch unerfahren seid, aber gerne dazu lernen wollt.
Tipp 3: Die inklusive Stellenbeschreibung – Welche konkreten Aufgaben gehören zu der Stelle und wie sehen sie in der Praxis aus?
Komplizierte Begriffe, vage Aussagen, Beschreibungen, die mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Jede:r hat bestimmt schon mal so eine Stellenanzeige gelesen und obwohl es irgendwie wichtig und aufregend klingt, was in diesem Job zu tun ist, hat man nach dem Lesen der Stellenbeschreibung doch eher nur Fragezeichen im Kopf. So geht es im übrigen nicht nur Menschen mit Behinderungen! Deshalb ist es sinnvoll die Formulierungen an dieser Stelle sehr zu überdenken. Statt allem einen extra Glanz verschaffen zu wollen, ist auch hier wichtig auf dem Boden zu blieben und klar und deutlich zu formulieren, welche Aufgaben in dieser Stelle erfüllt werden sollen. Dabei gilt, je kürzer und knackiger, desto besser! Bestenfalls sollten auch schon eingesetzte Werkzeuge in Relation zu den Tätigkeiten beschreiben werden.
Beispiel: Statt “Datenbankpflege für unser Costumer Happiness Management”, lieber “Du pflegst Kontaktlisten in EXCEL”.
Tipp 4: Beschreibung des Arbeitsplatzes möglichst konkret gestalten und offen über mögliche Barrieren sein.
Wenn klar ist, was bei dieser Stelle zu tun ist, sollte ebenfalls konkret und ehrlich beschreiben werden, wo die Arbeit verrichtet werden soll. Gibt es Barrieren? Wenn ja, welche? Wo ist der Arbeitsplatz? Großraumbüro, Einzelarbeitsplatz? Gibt es die Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten? (Wie) können mobilitätseingeschränkte Menschen den Arbeitsplatz erreichen? Um Einschätzen zu können, ob der Arbeitsplatz für die eigenen Bedürfnisse überhaupt in Frage kommt, solltet ihr möglichst genau beschreiben, wie die Arbeitsumgebung gestaltet ist. Seid auch hier offen und macht klar, dass ihr nicht perfekt seid und gerne dazu lernen wollt. Wenn es zutrifft, könnt ihr auch schreiben, dass ihr bereit seid gemeinsam Lösungen für einen Arbeitsplatz zu finden, an dem sich der/die Bewerber:in wohl fühlt.
Tipp 5: Anforderungen an die Person konkret und einfach formulieren
Ebenso wie bei der Stellenbeschreibung sollten auch die Anforderungen an die Person konkret und leicht verständlich formuliert werden. Was sollte ein:e Bewerber:in unbedingt mitbringen? Welche Kenntnisse sind unabdingbar, um den Job zu machen? Anstatt hier noch alle Extrawünsche, Sahnehauben und Kirschen aufzuzählen, die ihr euch über die Grundanforderungen noch wünschen würdet, bleibt lieber bei den Basics. Denn eine lange und aufgeblähte Liste an Anforderungen verunsichert viele Menschen. Gleichzeitig schafft eine direkte, persönliche Anrede wie “du bist/hast” gleich mehr Verbundenheit zur Tätigkeit.
Statt “Die gängigen MS Office Anwendungen beherrscht du wie im Schlaf.”, lieber “Du hast Kenntnisse in den Anwendungen Word, Excel, PowerPoint und Outlook.” Und Sätze wie “Ebenfalls wünschenswert wären erste Erfahrungen mit Videoschnittprogrammen wie Premiere Pro.” am besten einfach weg lassen.
Tipp 6: Beschreibt auch den Mehrwert der Stelle für die bewerbende Person.
Was bietet ihr euren Mitarbeitenden zusätzlich? Was sind eure Sahnehauben und Kirschen rund um die ausgeschriebene Stelle? Das können Dinge sein, die den Arbeitsplatz direkt betreffen, wie ein höhenverstellbarer Schreibtisch. Oder eine konkrete Förderung der Mitarbeitenden in Form von Fortbildungsmöglichkeiten. Vielleicht gibt es auch eine betriebliche Altersvorsorge, oder die Möglichkeit vergünstigt an Gesundheitsprogrammen teilzunehmen? All das könnt ihr in diesem Abschnitt wieder so konkret wie möglich beschreiben.
Tipp 7:Was bietet das Unternehmen auf Ebene der Arbeitskultur? Was macht euch besonders?
Neben Stellen- und Arbeitsplatzbeschreibung und möglichen Benefits, möchte ein:e Bewerber:in natürlich auch wissen, wie das gesamte Arbeitsklima bei euch ist. Beschreibt also die Arbeitsatmosphäre (Kultur) in einfacher Sprache so konkret und kurz wie möglich, damit Bewerbende sich einen Eindruck verschaffen können. Das ganze sollte möglichst einladend und freundlich wirken. Vielleicht gibt es regelmäßige Teamevents, gemeinsame Pausen im Arbeitsalltag oder andere Rituale, die eure Unternehmenskultur ausmachen.
Tipp 8:Kontaktdaten der Ansprechperson für den Einstellungsprozess nicht vergessen
Bei aufkommenden Fragen erstmal nur eine anonyme “bewerbungen@deinunternehmen” oder “karriere@deinunternhemen” zur Ansprache zu haben, ist für viele Menschen abschreckend. Mindestens sollte ein voller Name (Vor- und Nachname) genannt sein und neben einer Mailadresse gerne auch eine Telefonnummer als alternative Kontaktmöglichkeit. Falls es in euerem Unternehmen schon eine:n Behindertenbeauftragte:n gibt, sollte auch diese Person hier unbedingt für Rückfragen mit eingebunden werden. Das schafft zusätzliches Vertrauen.
Insgesamt solltet ihr auch überdenken, ob am Ende eine Auflistung der gewünschten Bewerbungsunterlagen sinnvoll ist, da dies viel Druck erzeugt, denn Lebensläufe sind nicht unbedingt geradlinig und lückenlos. Eine Einladung zum Kennenlernen ist darüber hinaus viel persönlicher und erhöht die Chancen zum direkten Kontakt.
Tipp 9: Wie geht es weiter? Skizziert den Ablauf des Bewerbungsprozesses
Eine kurze Darstellung, wie der Bewerbungsprozess abläuft, schafft Vertrauen und Klarheit. Das könnte zum Beispiel so aussehen: “Nach dem ersten Kennenlernen per Telefon, online oder in Präsenz tauschst du dich in einem 2. Gespräch mit der Fachabteilung aus. Im 3. und letzten Interview lernst du Mareike kennen. Sie ist die Gründerin und Geschäftsführerin von unserem Unternehmen.”
Fazit: Einfache und konkrete Formulierungen schaffen Vertrauen und Klarheit
Wir hoffen, dass wir mit diesen 9 Tipps für eine inklusive Stellenausschreibung deutlich machen konnten, worauf es ankommt. Statt euch und euer Unternehmen kommunikativ aufzublasen, ist es viel sinnvoller auf dem Boden zu bleiben und vor allem ehrlich zu sein, was eure Erfahrungen mit Inklusion betrifft. Bleibt authentisch und konkret und stellt eine Ansprechperson für Fragen zur Verfügung. Wenn ihr diese Tipps beachtet, werdet ihr wahrscheinlich nicht lange auf die ersten Bewerbungen von Menschen mit Behinderung warten müssen.
Falls euch das nicht reicht und ihr euch ein intensives Coaching mit direktem Feedback von unseren Mentor:innen mit Behinderung zu euren Stellenanzeigen und eurem gesamten Recruiting-Prozess wünscht, unterzeichnet unseren Pledge und werdet Teil der Inklupreneur Community!