Foto Bewerbungsgespräch: Interviewer und Interviewee

Do’s und Dont’s beim Bewerbungsgespräch

In vier Schritten zu passenden Mitarbeiter:innen

Ihr möchtet einen Menschen mit Behinderung einstellen und wollt euch auf das Bewerbungsgespräch vorbereiten? Hier bekommt ihr einen Überblick, worauf ihr achten solltet.

1) Mensch im Fokus, nicht Behinderung

Vor allem anderen: Vergiss nie, dass da ein Mensch vor dir sitzt. Ein Mensch, der nicht in erster Linie eine Behinderung hat, sondern ein Mensch, der individuelle Stärken mitbringt. Ein Mensch der Bedürfnisse hat, welche sich vielleicht von deinen eigenen unterscheiden, aber im Endeffekt haben wir alle unterschiedliche Bedürfnisse. Diese wollen erfüllt werden, damit wir uns bei unserer Arbeit wohl fühlen und unsere beste Leistung zeigen können.

Um Vorurteile zu abzubauen, führe dir vorab vor Augen, welche du hast. Glaubst du vielleicht, dass jemand weniger intelligent sein muss, wenn er oder sie etwas undeutlich spricht?

2) Sei offen, auch was deine Unerfahrenheit mit Behinderungen angeht

Tu nicht so, als wärst du Inklusionsexpert*in, wenn du es nicht bist. Sage offen, wenn du dir unsicher bist, wie du mit einer Person umgehen sollst. Frage ggf. direkt danach, aber halte deinen Fokus auf den Bedürfnissen, nicht auf der Behinderung.

Übrigens: Rein rechtlich sind potentielle Bewerber*innen nicht dazu verpflichtet die Frage nach einer Schwerbehinderung wahrheitsgemäß zu beantworten.

Im Besten Fall geht die Person mit der eigenen Behinderung offen um. Wenn nicht, frage nach den persönlichen Bedürfnissen, die ja auch bei “nicht-behinderten” Menschen variieren und je nach Charakter und Lebenssituation unterschiedlich sind. Wenn du offen und tolerant auf dein Gegenüber zugehst, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Person öffnet und über die eigene Behinderung spricht. Das sind die besten Voraussetzungen, um die passenden Bedingungen zu schaffen, damit die Person sich langfristig im Arbeitsumfeld wohl fühlt.

3) Frage nicht nach Defiziten, sondern nach Stärken

Beim Stichwort “Behinderung” solltest du es tunlichst vermeiden, direkt nach den Defiziten deines Gegenübers zu fragen. Es kann sein, dass es Dinge oder Aufgaben gibt, die nicht funktionieren, oder nur mit spezifischen Hilfestellungen. Das kannst du folgendermaßen respektvoll und behutsam herausfinden, ohne dein Gegenüber auf eine Behinderung zu reduzieren..

Schritt 1: Frage danach, wie sich die Person gerne einbringen möchte, wo ihre besonderen Stärken liegen. Vermutlich erzählt die Person dann von selbst, bei welchen Tätigkeiten Hilfsmittel benötigt werden.

Schritt 2: Falls noch keine konkreten Bedürfnisse nach Hilfsmitteln geäußert wurden, frage danach: Was können wir für dich tun, damit du deine Arbeit optimal ausführen kannst? Welche Hilfsmittel brauchst du? Setzte nicht voraus, dass du weißt, was die Person braucht. Sie kennt sich am besten und wird dir genau sagen können, wo sie Unterstützung benötigt und welche Programme oder Hilfsmittel beschafft werden müssen.

Schritt 3: Frage, wenn dann erst jetzt nach, ob es auch Dinge gibt, die nicht möglich sind und ob es die Arbeit beeinflusst bzw. wie damit am besten umgegangen werden kann.

Wichtig: Frage niemals, ob die Person bestimmte Dinge wirklich kann, bzw. sich zutraut. Die Person würde nicht vor dir sitzen, wenn sie sich den Job nicht zutrauen würde.

4) Zuhören ist der halbe Erfolg

Bevor du einfach Schlüsse ziehst, die vielleicht auf deinen Vorurteilen oder mangelnder Erfahrung beruhen, höre erst mal in Ruhe zu, was dein Gegenüber von sich aus zu sagen hat. Behinderungen sind so unterschiedlich, wie die Menschen selbst. Wenn du zum Beispiel zwei sehbeeinträchtigte Bewerber*innen hast, heißt das nicht automatisch, dass sie dieselben Bedürfnisse haben bzw. dieselben Hilfsmittel benötigen. Wer sich Zeit nimmt und aufmerksam zuhört, zeigt Respekt. Und welcher Mensch – ganz unabhängig von einer Behinderung – möchte nicht respektvoll behandelt werden? Insgesamt solltest du immer darauf achten auf dein Gegenüber einzugehen und nicht ausschließlich die Behinderung, sondern den Menschen als ganzes wahrzunehmen.

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