Titelbild mit einem Portrait von Hanna Höxter, dem Logo von myEnso sowie dem Text "Schwerhöriger Lagerhelfer bei myEnso - eine Inklupreneur-Erfolgsgeschichte"

Hanna Höxter von myEnso erzählt ihre Inklupreneur-Erfolgsgeschichte über berufliche Teilhabe

Im Februar 2023 hat Hanna Höxter in unserem Community Meeting myEnsos Inklupreneur Erfolgsgeschichte über berufliche Teilhabe und einen inklusiven Einstellungsprozess erzählt. Auf Basis des Meetings ist dieser Blogbeitrag entstanden.

Hanna Höxter ist seit Januar 2022 als Projektmanagerin People & Culture bei myEnso. Zu ihren Hauptaufgaben gehören das Bewerbermanagement & Employer Branding, das Onboarding neuer Mitarbeiter:innen und das Feel-Good-Management. Vom Bewerbungsgespräch bis zum ersten Arbeitstag begleitet Sie neue Mitarbeitende bei myEnso und auch noch darüber hinaus.

Seit ihrem Masterstudium der Wirtschaftspsychologie trägt Hanna das Motto “Der Mensch ist Mittelpunkt.” durch ihr Berufsleben, weshalb die neue Stelle bei myEnso perfekt passte. Auch myEnso vermittelt nämlich schon durch das Logo: Hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Ein perfektes Match!

Die ersten Schritte für berufliche Teilhabe: Vom Pledge zur inklusiven Stellenausschreibung

Angefangen im Januar 2022 wurde schon im März der Pledge unterzeichnet. Damit wurde Inklupreneur eines von Hannas ersten Projekten bei myEnso. Das Ziel: Bis Ende 2024 einen weiteren inklusiven Arbeitsplatz im Lager schaffen. Im Mai ging es dann zum StarterCamp, auf das die Coaching Phase folgte.

Gemeinsam mit dem Lagerleiter und dem Sicherheitsbeauftragten wurde eine inklusive Stellenausschreibung formuliert und mit dem Feedback des Inklupreneur Teams finalisiert, sodass die Jobausschreibung im September auf verschiedenen Kanälen platziert werden konnte. Dabei standen Inklupreneur Coach Sönke und Stefan Schöttle als Berater der Agentur für Arbeit immer unterstützend zur Seite.

Hannas Tipps für eine gelungene inklusive Stellenausschreibung:

  • Möglichst konkrete Beschreibung der Aufgaben und Tätigkeiten auch mit Beispielen, damit der oder die Bewerber:in sich gut vorstellen kann, wie der Arbeitsalltag aussieht
  • Zusammenstellen der Mindestanforderungen in einfacher Sprache
  • Beschreibung des Arbeitsplatzes auch in Hinblick auf mögliche Barrieren
  • Transparenz und Offenheit zeigen: “Wir wissen, dass wir nicht perfekt sind, aber freuen uns auf deine individuellen Bedürfnisse einzugehen. Sag uns, was du brauchst!”

Parallel war ich in jedem Community Meeting von Inklupreneur dabei und fand es super, da nochmal weitere Einblicke zu bekommen. Man wurde einfach gut begleitet auf dem Weg und es wurde immer genau das Thema, was mich gerade beschäftigt hat, nochmal aufgegriffen. So wusste ich immer, worauf ich noch achten sollte, aber auch welche Ansprechpartner:innen es für spezielle Themen noch gibt.

Hanna Höxter, myEnso

Von der inklusiven Stellenausschreibung zum Bewerbungsgespräch

Nach Ausschreibung der Stelle hat es dann auch gar nicht mehr so lange gedauert, bis die ersten Bewerbungen rein kamen. Nach kurzem Zögern wurde dann ein Kennlerngespräch inklusive Lagerbesichtigung vereinbart, damit der Bewerber sich einen möglichst guten Eindruck vom potentiellen Arbeitsumfeld machen konnte.

Der inklusive Einstellungsprozess im Detail:

Erstkontakt per Mail mit schwerhörigem Bewerber: GdB 100%

Im Oktober 2022 gab es den Erstkontakt per Mail. Der Bewerber gab direkt einen GdB von 100% wegen Schwerhörigkeit an und dass er in Lautsprache kommunizieren kann.

Kurzes Zögern: Mit Schwerhörigkeit im Lager arbeiten, geht das?

Die angegebene Schwerhörigkeit hat myEnso zuerst abgeschreckt, weil das Lager mit einem anderen Unternehmen geteilt wird und dort auch Stapler fahren. Die Unsicherheit in Bezug auf mögliche Gefahrensituationen war groß: Kann der schwerhörige Bewerber sich im Staplerverkehr sicher bewegen?

Aufeinander zugehen: Nachfragen statt Schlussfolgern

Hier ist ein ganz wichtiger Schritt passiert: Statt aus Unsicherheit und/oder Bequemlichkeit einfach eine Absage zu schicken, hat myEnso sich dazu entschieden, den Bewerber zu fragen, welche Erfahrungen er mit solchen Situationen bereits gesammelt hat, und ob der Staplerverkehr ein Sicherheitsrisiko für ihn darstelle. Da das vermutete Problem laut Bewerber keins war, wurde daraufhin im November 2022 ein persönliches Kennenlernen mit Gebärdensprachdolmetscherin und gemeinsamer Lagerbesichtigung vereinbart.

Das erste Persönliche Treffen mit Gebärdensprachdolmetscherin

“Wir haben uns erst in einem ruhigeren Raum kennengelernt und unterhalten. Danach sind wir  gemeinsam durch das Lager gegangen und haben uns nochmal ausführlich angeguckt, wie die alltäglichen Laufwege sind, was von der Arbeitsbelastung auf ihn zukommen würde, was für verschiedene Tätigkeiten es gibt. Dabei konnte er auch schon ein bisschen das Team kennenlernen.”, erzählt Hanna über das erste Treffen.

Probearbeit, Fördermöglichkeiten und Vertragsabschluss

Nach dem beidseitigen positiven Eindruck nach Kennenlernen und Lagerbesichtigung wurde im November auch noch ein Probearbeiten vereinbart. So konnte der Bewerber an einem Tag das potentielle Arbeitsumfeld konkret erproben, um zu schauen, ob es langfristig funktionieren kann.

“Da alles passte, haben wir nur noch die Vertragsmodalitäten geklärt und ich habe mich bei Stefan nach Fördermöglichkeiten erkundigt. Wir haben gemeinsam überlegt, was die Möglichkeiten sind und dann war relativ schnell klar, dass wir einen Eingliederungszuschuss beantragen wollen.”

Wichtig: Möchte man als Arbeitgeber:in Fördermittel beziehen,
müssen die Anträge VOR der Vertragsunterzeichnung gestellt werden.

myEnsos Erfolgsgeschichte zeigt: Berufliche Teilhabe muss nicht kompliziert sein!

Am 15.01.2023 konnte der neue Kollege bei myEnso anfangen und befindet sich nun in der Probezeit. Diese Geschichte zeigt, dass Inklusion nicht kompliziert ist, sondern es häufig ganz einfach sein kann, wenn man nur offen aufeinander zugeht, Bedürfnisse für ein gutes Arbeitsumfeld abfragt und dann gemeinsam nach Lösungen schaut.

Neben dem neuen Mitarbeiter im Lager, konnten auch schon vier weitere Mitarbeiter:innen mit Behinderung bei myEnso einen neuen Job finden. Unter anderem in den Tante Enso Filialen und im myEnso Hauptquartier. Damit hat myEnso den anfangs unterzeichneten Pledge mit 500% erfüllt und das Zeil bei weitem übertroffen. Und dabei soll es nicht bleiben. myEnso wächst kontinuierlich und freut sich dabei insbesondere über Bewerbungen von Menschen mit Behinderung und ihre wertvollen Impulse.

Hannas größten Learnings über berufliche Teilhabe und einen inklusiven Einstellungsprozess:

1) Menschen so nehmen, wie sie sind.

  • Zuhören hilft, offen sein, Einlassbereitschaft mitbringen, gemeinsam eine Lösung zu finden
  • Nichts “zerdenken”, sondern Vertrauen schenken
  • Der/die Bewerber:in kann selbst am besten sagen, was er oder sie braucht, und welche Erfahrungen schon gemacht wurden

2) Wir haben viel schon intuitiv richtig gemacht.

3) Partnerschaften sind enorm wichtig.

  • Wertvolle Vernetzung mit Organisationen durch das Inklupreneur-Team (bei uns insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit)

Ich bin über den ganzen Prozess im Austausch mit Sönke (Inklupreneur Coach) und Stefan (Vermittler bei der Agentur für Arbeit) geblieben, habe regelmäßige Updates gegeben, Feedback eingeholt und die nächsten Schritte besprochen. So wusste ich immer, worauf ich noch achten muss und habe gute Ratschläge mit an die Hand bekommen. Wir bei myEnso wissen, dass wir noch nicht perfekt sind, aber wir freuen uns drauf, es jeden Tag ein bisschen besser zu machen.


Über myEnso: Vom Online Supermarkt zum Dorfladen-Revolutionär

myEnso ist eine digitale Supermarktplattform, die das Einkaufen revolutionieren möchte. Dabei wurden schon zu Beginn der Gründung Anfang 2017 Menschen befragt, wie eigentlich ihr perfekter Supermarkt aussieht. Ziel ist es, das Machtverhältnis zu verändern. Die Menschen, die Einkaufen gehen, sollen entscheiden können, welche Produkte in den Regalen zu finden sind – Nicht die Frage, welche Konzerne die höchsten Listungspreise bezahlen können.

Angefangen als digitaler Supermarkt, hat myEnso neben dem Online Supermarkt mittlerweile auch 19 Tante Enso Minisupermärkte – vor allem in kleineren Dörfern mit 1000 bis 3000 Einwohnern – umgesetzt. Und die Nachfrage ist groß: Es gibt momentan an die 900 weitere Anfragen für das Tante Enso Konzept. Das Besondere an den Tante Enso Filialen: Es sind nicht nur die bekannten großen Marken zu finden, sondern vor allem kleineren und nachhaltig engagierten Manufakturen und Herstellern wird hier der Raum gegeben, ihre Produkte in den Regalen zu präsentieren und an den Endkunden zu bringen. Nachhaltige und sozial verträgliche Produkte werden so bewusst von myEnso gefördert.

Mehr über die Arbeit von myEnso könnt ihr hier erfahren: ZUR WEBSITE VON MYENSO